Auch wenn in vielen deutschen Ballungszentren eine akute Wohnungsnot herrscht, wird gerade die Lage in Berlin immer wieder öffentlich diskutiert. Experten gehen davon aus, dass in Berlin aktuell 100.000 Wohnungen fehlen. Als Folge steigen nicht nur die Mietpreise unaufhörlich. Viele potenzielle Berliner finden einfach keine Wohnung, in die sie einziehen können, egal ob sie nun wegen eines Jobs nach Berlin ziehen, wegen des Studiums oder aus einem anderen Grund.
Schlagzeilen machen in dieser Hinsicht verschiedenste Vorschläge von Politikern, die den Wohnungsmarkt weiter regulieren möchten, etwa indem sie festlegen wollen, wie viel Wohnraum pro Person angemietet werden kann. Zuletzt wurde sogar die Forderung laut, dass man Singles vorschreiben sollte, nur noch Einzimmerwohnungen anmieten zu können. Auch Enteignungen werden dabei immer häufiger diskutiert. Bei so viel Aktionismus stellt sich die Frage, ob derartige Maßnahmen überhaupt Sinn machen und welche Gründe es eigentlich für den Wohnungsmangel gibt, schließlich ist Berlin schon seit langem eine gerade auch im internationalen Raum sehr attraktive Stadt.
Was sind die Gründe?
Einer der Gründe für die Wohnungsnot ist zweifellos die bereits erwähnte Attraktivität Berlins. Außerhalb Deutschlands gilt die Hauptstadt generell als sehr weltoffen und multikulturell. Außerdem wurde Berlin in den letzten Jahren zu einem echten Hotspot der Kunst-, Musik- und Partywelt. Parallel dazu gibt es in Berlin natürlich auch viele attraktive Arbeitsplätze, die ebenso Menschen an die Spree ziehen.
Oft übersehen wird hier aber auch ein Versagen der Politik, denn auf diese hohe Nachfrage wurde lange nicht reagiert. Der Wohnungsbau ging in den letzten Jahrzehnten nur langsam voran. Grund dafür sind unter anderem die vielen Restriktionen und Vorgaben , welche die Stadt an Neu- und Umbauten stellt. Diese behindern nicht nur eventuelle Bauvorhaben, sondern machen diese auch deutlich teurer, als es eigentlich notwendig wäre. Diese hohen Kosten werden dann natürlich auch auf die Mietpreise umgelegt.
Spekuliert wird zudem oft über die Mietpreisbremse, diese macht es für Investoren wenig attraktiv, in neuen Wohnraum zu investieren und sorgt damit, so wird spekuliert, für einen immer größeren Wohnungsmangel. Zwar gibt es dank der Mietpreisbremse Wohnungen zu günstigeren Preisen, diese sind aber einfach nicht verfügbar.
Neben der geregelten Migration ist vor allem auch die Zuwanderung von Asylsuchenden und Flüchtlingen ein Problem. Auch Berlin hat große Probleme, die große Zahl an Zureisenden unterzubringen. Natürlich hat dies langfristig auch große Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, denn nach der zwischenzeitlichen Unterkunft in Hotels, Turnhallen und anderen Einrichtungen drängen die Flüchtlinge und Asylsuchenden natürlich langfristig auf den allgemeinen Wohnungsmarkt. Gerade im Bereich des „bezahlbaren Wohnraums“ ist daher die Nachfrage extrem hoch. Leider sind es aber vor allem höher preisige Wohnungen, die vermehrt gebaut werden, da man mit diesen für eine bessere Rendite sorgen kann. Auch hier handelt es sich aber um ein globales Problem. So haben aktuell 1 Millionen Haushalte Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein (WBS), wobei nur jeder Zehnte Haushalt auch eine Sozialwohnung zugewiesen bekommt.
Wie kann das Problem gelöst werden?
Die Lösung der Wohnungsnot ist deutlich schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Notwendig ist dafür ein komplettes Umdenken, weg von Bürokratie und Überregulierung hin zu einfacheren Genehmigungsverfahren und Investoren-freundlicher Politik. Leider ist Berlin genau vom Gegenteil geprägt. Statt weniger Staat geht hier der Trend klar zu immer mehr Staat. Das Problem der Wohnungsnot lässt sich auf diesem Wege aber nicht lösen, denn der verfügbare Wohnraum ist einfach nicht ausreichend. Egal welche Vorgaben man zur Verteilung erlässt.
Wie viele historische Beispiele zeigen, gilt auch heute, dass der freie Markt effizienter ist als der vom Staat gelenkte Markt. Warum also beim Wohnungsmarkt auf Planwirtschaft setzen? Zumal unzählige europäische Hauptstädte genau wie Berlin beweisen, dass die Überregulierung des Wohnungsmarkts eben nicht funktioniert und zu einem Mangel führt.
Ein Umdenken ist zudem bei der Einwanderung von Flüchtlingen und Asylsuchen erforderlich. Ganz Deutschland ist aktuell überlastet und dies trifft natürlich auch auf die Hauptstadt zu, zumal es viele Zureisende gerade aufgrund des internationalen Charakters der Stadt nach Berlin zieht. Welche Maßnahmen hier getroffen werden sollten, ist schwer zu sagen. Zum einen ist die Bundesregierung nicht gewillt, für einen umfassenden Grenzschutz zu sorgen und zum anderen ist die langfristige Zuteilung von Migranten in bestimmte Städte bzw. Bundesländer unrealistisch und mit dem Grundgesetz nicht vereinbar.
Denkbar wäre es, Initiativen zu starten, die das Wohnen im ländlichen Raum wieder attraktiver machen. Gerade durch Remote Work ist zu erwarten, dass sich viele Berliner in Zukunft eher im ländlichen Umland niederlassen möchten als in der Stadt. Gerade diese Gegenden wurden aber seit langem vernachlässigt und sind heute aufgrund von aussterbenden Dörfern und wenig Infrastruktur, insbesondere langsamen Internet, für viele Menschen nicht interessant. Auch hier gilt es ein Umdenken zu erreichen, wenn der Wohnungsmangel in der Hauptstadt gelöst werden soll. Gleichzeitig können damit aussterbende Dörfer revitalisiert werden und damit „2 Fliegen mit einer Klappe“ geschlagen werden.
Maßnahmen, die in dieser Hinsicht denkbar wären, umfassen unter anderem:
- Ein Ausbau des Internets in ländlichen Gegenden,
- Bezuschussungen für Renovierungen in aussterbenden Dörfern,
- Der Ausbau und die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel außerhalb der urbanen Zentren.